Mandrake Linux 8.2: Referenz | ||
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Im Benutzerhandbuch wurde bereits auf die Konzepte der Besitz-, sowie der Zugriffsrechte auf Dateien eingegangen. Um allerdings das GNU/Linux-Dateisystem ext2fs (2nd EXTended FileSystem engl. für ,,Zweite erweiterte Version des Dateisystems``) wirklich verstehen zu können, muss zunächst das Datei-Konzept selbst definiert werden. Einer der Gründe ist:
Während des Installationsvorganges können Sie verschiedene Dateisysteme für Ihre Partitionen auswählen. Das heißt, dass Ihre Partitionen auf verschiedene Art formatiert werden.
Wenn Sie kein Spezialist sind, ist die Auswahl des Dateisystems nicht unbedingt offensichtlich. Im Folgenden stellen wir ihnen eine kurze Übersicht über die drei gängigsten Dateisysteme vor, die unter Mandrake Linux verwendet werden können.
Das Second Extended File System (dt. zweites erweitertes Dateisystem), in abgekürzter Form auch ext2fs oder noch einfacher ext2 genannt, war für viele Jahre das Standarddateisystem für GNU/Linux. Es ersetzte das Extended File System, wovon auch die Bezeichnung ,,Second`` herkommt. Das ,,neue`` Dateisystem korrigierte bestimmte Probleme und Grenzen des ,,alten `` Dateisystems.
ext2fs hält sich an die üblichen Standards aller Unix-Dateisysteme. Seit seiner Entstehung war es dazu bestimmt, sich weiter zu entwickeln, aber gleichzeitig robust und leistungsfähig zu bleiben.
Wie sein Name schon erahnen lässt, ist das Third Extended File System der Nachfolger von ext2fs. Es ist mit Letzerem kompatibel, jedoch um ein sehr interessantes Merkmal erweitert: Journaling.
Einer der Hauptmängel von,,traditionellen`` Dateisystemen wie ext2fs ist ihre geringe Nachsicht gegenüber plötzlichen Systemabstürzen (Unterbrechung der Stromversorgung oder abstürzende Software). Allgemein ausgedrückt ziehen solche Ereignisse eine lange Überprüfung des Dateisystems und Korrekturversuche von aufgetretenen Fehlern nach sich. Manchmal geht das bis zu einer korrupten Dateistruktur und folglich zu einem teilweisen bis zu vollständigem Verlust von gespeicherten Daten.
Mit Journaling kann man dieses Problem beheben. Vereinfacht kann man es als Speichern von Aktionen (wie das Speichern einer Datei) bezeichnen, bevor diese eigentlich ausgeführt werden. Wir können das mit dem Logbuch eines Kapitäns vergleichen. Das Ergebnis ist ein zusammenhängendes Dateisystem. Und wenn Probleme auftreten erfolgt die Überprüfung sehr schnell, und eine eventuelle Reparatur ist nur in geringem Ausmaß notwendig. Die Zeit zum Kontrollieren eines Dateisystems ist somit proportional zum Grad seiner Belegung, nicht zur Größe des zur Verfügung gestellten Plattenplatzes.
ext3fs bietet so die Journaling-Technologie, während es die Struktur von ext2fs beibehält – das bietet ausgezeichnete Kompatibilität.
Anders als ext3fs wurde reiserfs ohne vorherige Grundlage entwickelt. Es arbeitet wie ext3fs mit Journaling, aber seine interne Struktur ist vollkommen anders. Es arbeitet, inspiriert durch Datenbanksoftware, im speziellen mit dem Konzept binärer Bäume.
JFS ist das journalisierende Dateisystem von IBM. Es war die ganze Zeit proprietäre ,,closed Source`` Software. Dennoch entschied sich IBM vor Kurzem den Quelltext offen zu legen und ihn der freien Software Gemeinde zur Verfügung zu stellen. Der Aufbau ähnelt der von reiserfs.
Tabelle 8-1. Dateisystemmerkmale
ext2fs | ext3fs | reiserfs | JFS | |
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Stabilität | Sehr gut | Noch im Entwicklungsstadium | Gut | Mittelprächtig |
Werkzeuge um gelöschte Dateien wieder herzustellen | Ja (komplex) | Ja (komplex) | Nein | Nein |
Zeit für einen Neustart nach Systemabsturz | Lang, sogar sehr lang | Schnell | Sehr schnell | Sehr schnell |
Wiederherstellbarkeit der Daten bei Systemabsturz | Allgemein gut, aber großes Risiko von teilweisem bzw. vollständigem Datenverlust | k.A. | Sehr gut. Vollständiger Datenverlust ist sehr selten | Sehr gut |
Die maximale Dateigröße hängt von vielen Faktoren ab (etwa der Blockgröße von ext2fs/ext3fs) und kann sich schnell ändern, je nach Kern-Version und Rechnerarchitektur. Um dennoch einmal einen Anhaltspunkt zu geben, sei hier angemerkt, dass die momentan niedrigsten Maximalwerte um die 2TB (1TB = 1024 GB) liegen, die größten (bei JFS) so um die 4PB (1PB = 1024TB). Leider sind diese Werte bei der 2.4er Kernreihe unter X86 auch durch die maximale Blockgerätegröße von 2TB[1]begrenzt, sogar im RAID-Betrieb. Nähere Informationen finden Sie unter Adding Support for Arbitrary File Sizes to the Single UNIX Specification.
Es ist ist immer sehr schwierig die Leistungsfähigkeit von einzelnen Systemen direkt zu vergleichen. Alle Tests haben Einschränkungen und deren Ergebnisse sind mit Vorsicht zu deuten. Derzeit ist ext2fs sehr ausgereift, doch seine Weiterentwicklung ist sehr gering; andererseits entwickeln sich Systeme mit Journaling wie ext3fs und reiserfs sehr schnell weiter. Tests, die vor einigen Wochen durchgeführt wurden, sind nicht mehr aktuell. Man darf auch nicht vergessen, dass die derzeit verwendete Hardware (speziell die Festplattenkapazitäten betreffend) die Unterschiede weitgehend ausgehebelt hat. Dennoch zeigt JFS momentan die Besten Werte.
Jedes System bietet Vor- und Nachteile. Tatsächlich hängt alles davon ab, wofür Sie Ihren Rechner verwenden. So ist es aufgrund der Tatsache, dass ext3fs noch nicht ausgereift ist, nicht ratsam, es auf einer ,,Produktionsmaschine`` zu verwenden. Wenn es jedoch um einen hohen Datendurchsatz geht, liegt JFS in Führung.
Für den ,,normalen`` Gebrauch liefern die vier Dateisysteme ungefähr die gleichen Ergebnisse. ReiserFS erlaubt den schnellen Zugriff auf sehr kleine Dateien, ist aber relativ langsam, wenn es sich um große Dateien (mehrere Megabytes) handelt. In den meisten Fällen überragen die seine Vorteile der Journaling-Fähigkeiten seine anderen Nachteile.
[1] | Nun fragen Sie sich bestimmt, wie das mit aktuellen Plattengrößen von ca. 180GB überhaupt erreicht werden kann. Wenn man etwa 3 RAID Karten, mit je 8×128GB Platten zusammenschließt, kommt man auf über 3TB |
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