Als Prozess wird eine Instanz eines ausgeführten Programms und seine Umgebung bezeichnet. Wie in dem Abschnitt über Dateien werden hier nur die wichtigsten Unterschiede erwähnt, mehr finden Sie in der Referenz.
Der wichtigste Unterschied leitet sich aus dem Konzept der Benutzerverwaltung ab: jeder Prozess läuft mit den Rechten des Benutzers, der ihn gestartet hat. Intern unterscheidet das System Prozesse durch Vergabe einer eindeutigen Nummer. Diese Nummer wird Prozess-ID, oder PID genannt. Anhand dieser PID weiß das System unter Anderem, wer (welcher Benutzer, genauer gesagt welches Benutzerkennzeichen) den Prozess gestartet hat. Mit diesem Wissen kann nun kontrolliert werden, ob die Anforderung von Ressourcen, etwa Dateien ,,legal`` ist. Um auf das im letzten Kapitel erwähnte Beispiel zurückzukommen: ein Prozess, der vom Benutzer birgit gestartet wurde, darf die erwähnte Datei im Nur-Lese-Modus öffnen aber nicht ihren Inhalt verändern, da die Dateirechte dies nicht zulassen. Nur ein Prozess des Benutzers franz dürfte den Inhalt ändern (Die Ausnahme wie immer, Prozesse von root...).
Deshalb ist GNU/Linux weitestgehend sicher vor Viren. Damit ein Virus aktiv werden kann, muss er ausführbare Programme ,,infizieren`` können. Als normaler Benutzer haben Sie gar keinen Zugriff auf wichtige Systemdateien, wodurch das Risiko sehr gering wird. Dazu kommt, dass Viren in der Unix-Welt kaum vorkommen (Unix-Programmierer haben bei weitem interessanteres zu tun, als Viren zu schreiben :-)). Bis zur Drucklegung dieses Handbuchs gab es nur drei bekannt gewordene Viren für Linux und sie waren total harmlos, sofern sie durch nicht privilegierte Kennzeichen gestartet wurden. Nur einer kann dem System wirklich Schaden zufügen und das ist - wer hätte es gedacht - root!
Interessanterweise gibt es Anti-Viren-Software für GNU/Linux... und zwar für DOS/Windows-Dateien, da GNU/Linux oft mit Hilfe des Programms Samba als Dateiserver für Windows-Maschinen eingesetzt wird. Mehr dazu finden Sie im Kapitel ,,Samba`` in der Referenz.
Linux macht es einfach Prozesse zu kontrollieren. Ein Weg dazu sind Signale. Prozesse können Signale empfangen, mit deren Hilfe Sie sie steuern können (natürlich nur die Prozesse, die Sie selbst gestartet haben - die einzige Ausnahme ist... naja, das können Sie sich jetzt schon selbst denken): Sie können einen Prozess unterbrechen, abbrechen usw. Im Prozesskontrolle lernen Sie, wie Sie eine Prozessnummer herausbekommen. Damit können Sie Signale an einen Prozess senden, etwa um problematische Prozesse zu beenden.