MandrakeSoft
Mai 1999
Mit Hilfe des GNU-Projektes, das die Desktop-Umgebung schuf, startete Miguel De Icaza das Projekt GNOME. Das Ziel ist, ähnlich wie bei KDE, die Erschaffung einer komplett grafischen Umgebung und die Definition von Richtlinien, denen andere Anwendungen dann folgen können um ``GNOME kompatibel'' zu ein.
GNOME ist viel neuer als KDE, aber seine Entwicklung schritt rascher voran. Es ist bereits eine funktionsreiche Umgebung und in manchen Bereichen KDE überlegen. Es fehlt jedoch an Reife und vor allem an Anwendungen.
Anders als KDE hat GNOME keinen eigenen Windowmanager. Es benutzt einen externen Windowmanager. Das kann jeder beliebige sein, jedoch definiert GNOME auch eine Liste von Bedingungen, die aufzeigen, daß der Windowmanager ``kompatibel'' sein muss. Der erste Windowmanager mit diesen Eigenschaften war Enlightenment, der auch für den oben zu sehenden Screenshot benutzt wurde.
In der oberen rechten Ecke und am Fuß des Screens befinden sich zwei Panels. GNOME kann im Unterschied zu KDE (nur ein Panel) so viele Panels enthalten, wie Sie möchten. Mit diesen Panels können Sie zwei verschiedenen Dinge unterbringen: Applets und Programmstarter.
Programmstarter werden mit Hilfe von kleinen Bildern (pixmaps) abgelegt. Es gibt drei Arten von Programmstartern. Sie finden zwei davon im linken Teil des unteren Panels: das Hauptmenü und ein Schalter zum Beenden (rechts daneben). Der dritte Typ des Programmstarters ist das Klappmenü: es wirkt wie ein Starter, der wiederum andere Starter, Klappmenüs oder Applets ``contains'' .
Applets sind X-Anwendungen die komplett in die GNOME Panels integriert werden können. Von oben nach unten und dann von links nach rechts sehen Sie:
Es gibt zwei Arten von Panels: seitliche Panels und Eckpanels. Seitliche Panels erstrecken sich über die gesamte Seitenlänge des Schirms, egal wie viele Starter und Applets sie enthalten (z.B. das untere Panel). Eckpanels nehmen nur soviel Platz ein, wie sie für die enthaltenen Komponenten benötigen (z.B. das Panel oben rechts). An den Ecken dieser Panels befinden sich zwei Knöpfe: Sie dienen als Begrenzer.
Auf dem Basisfenster, dem ``desktop'', befinden sich die Icons für den
GNOME Dateimanager, gmc
. Er ist allerdings nicht so weit entwickelt
wie sein KDE Äquivalent KFM (er kann keine HTML-Dateien darstellen -
allerdings kann er, wie kfm, den Inhalt eines FTP-Verzeichnisses zeigen).
Sie sehen ein gmc
Fenster in der oberen linken Ecke. Darunter befindet
sich das Fenster des GNOME Hilfesystems. So wie auch die KDE Hilfe kann
das GNOME Hilfesystem Manual- und Infoseiten sowie HTML-Seiten anzeigen.
Hinter diesen beiden Fenstern finden Sie einen GNOME Terminalemulator, der
die Pseudo-Transparenz demonstriert.
GNOME implementiert ein anderes Drag'n'Drop Protokoll als KDE, daher wird Drag'n'Drop zwischen einer KDE Anwendung und einem GNOME-Programm nicht funktionieren. Dagegen funktioniert es mit allen Motif Anwendungen (also auch Netscape!) und mit allen Anwendungen, die GTK+ 1.1.14 (oder höher) benutzen.
Wenn Sie zum Beispiel eine Bilddatei aus dem gmc in das Netscape-Fenster ziehen, wird Netscape das Bild öffnen. Genauso können Sie eine URL-Adresse aus Netscape (mit dem grünen Symbol links von ``Location:`` ) ziehen und sie auf dem Desktop ``ablegen'': an der Stelle wird ein Icon für die entsprechende URL erstellt.
Zur Illustration der Möglichkeiten von Drag'n'Drop bei Anwendungen mit GTK+
starten Sie zum Beispiel x11amp v0.9-alpha
, ``ziehen'' eine mp3-Datei in
das Fenster und die Datei wird abgespielt. Ebenso öffnen Sie eine Playlist und
ziehen mehrere mp3-Dateien darauf. Anschließend finden Sie die Pfade aller
Dateien in der Playlist.
So wie bei KDE's KFM können Sie auch vom gmc
Dateien direkt auf
den Desktop ziehen. Aber GNOME bietet viel mehr. Sie können Menüteile auf
den Desktop kopieren: anstatt die Maustaste auf dem Programmknopf loszulassen
(wie zum Starten des Programmes) halten Sie die Taste gedrückt und ziehen das
Menüteil auf den Desktop:
Ein + erscheint zur Anzeige, daß die Komponente kopiert wird. Lassen Sie die Taste los:
Nun ziehen Sie das soeben kopierte Icon in eines der Panels: Wenn es ein passender Dateityp ist wird im Panel ein Starter erstellt:
Sie können natürlich das Menüteil direkt aus dem Menü in das Panel ziehen: der Starter wird dann ebenso erstellt.
Sie können einen Starter direkt auf den Desktop legen (rechter » Mausklick « –> » Neu « –> » Starter «). Die Dialogbox für das Hinzufügen eines neuen Starters sieht so aus:
Der Name des Starters ist der Name der Datei ohne Endung. Der Kommentar ist der Text, der in der Hilfe-Blase erscheint, wenn der Mauszeiger auf dem Starter liegt. Der Befehl ist der gleiche, den Sie in einem Terminal zum Start des Programms eingeben müssen. In diesem Fall wird der Starter ein Terminal mit dem Programm top öffnen.
GNOME benutzt Imlib. Daher können Icons fast jeden Fornats benutzt werden. Bedenken Sie auch, daß das Aktivieren der Option » Starten im Terminal « für eine X Anwendung nicht sinnlos sein mag: das Terminal ist die Standard-Ausgabe und die Standard-Fehlerausgabe. Daher ist es, außer beim Debugging, folglich leichter, Fehlermeldungen zu erkennen.
Ein Rechtsklick auf einen Starter in einem Panel lässt Sie seine Eigenschaften editieren, ihn im Panel oder in ein anderes Panel verschieben oder ihn entfernen.
Die Aktion der Maus in einem Panel ist abhängig davon, ob Sie die rechte oder die mittlere Taste drücken. Mit Drücken und Halten der mittleren Taste verschieben Sie das Panel frei auf Ihrem Desktop. Durch das Drücken der rechten Maustaste haben Sie Zugriff auf die allgemeinen Konfigurationsparameter des Panels, Sie können aber auch einen Starter oder ein Applet hinzufügen.
Die allgemeinen Parameter für alle Panels betreffen die Animation, die Zuordnung der Icons zu den Startern, Klappmenüs, Hauptmenü und Beenden und die Änderung anderer Parameter: Hilfeblasen, Eigenschaftenmenüs, allgemeines Verhalten. Die individuellen Parameter des einzelnen Panels betreffen seine Position, seine Sichtbarkeit und sein Erscheinungsbild.
Selbst wenn GNOME zur Zeit nicht so erfolgreich wie KDE ist, hat es doch zweifelsfrei seine Vorteile: Sie können die Panels ohne kompatiblen Windowmanager nutzen (und daher Ihre Umgebung etwas mehr abstimmen), und sein Erscheinungsbild ist etwas verführerischer (obwohl die korporative Art von KDE manche Leute anspricht). Aber der Mangel an für GNOME bestimmten Anwendungen ist wirklich hinderlich.
Es sollte nicht wie andere grafische Umgebungen verschwinden, an die man sich
gern erinnert (schreiben Sie einmal ``M
'' in einem top
...). Sie
sollten es nicht auf einem schwachen System laufen lassen. Wenn Ihr Computer
nicht allzu leistungsfähig ist, haben Sie keine andere Wahl als ...