Linux-Mandrake
Benutzer-Handbuch

MandrakeSoft

Mai 1999

 


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Kapitel 6 : Einführung in Linux


Starten und Beenden des Systems

Starten

Es ist kein großer Aufwand nötig um Linux-Mandrake zu starten! Wenn Sie schon ein anderes System auf Ihrem Computer haben und LILO installiert ist, wird der letztere gestartet und es erscheint:

LILO:

Drücken Sie ``Tab''[19] um die Liste der möglichen Systeme zu sehen. Logischerweise schreiben Sie ``linux'' um Ihr Mandrake System zu starten, es sei denn, Sie haben ihm einen anderen Namen gegeben. Wenn Sie nur die Enter-Taste drücken oder einfach 5 Sekunden warten, wird das System gestartet, das während der Installation als Standard-System definiert wurde. Diese Parameter können in Linux in der Datei /etc/lilo.conf verändert werden. Lesen Sie dazu das Kapitel über LILO.

Falls Sie sich dafür entschieden haben, Linux mittels
``loadlin.exe'' unter DOS oder Windows zu starten, spielt sich der Start anders ab.

Der Login Vorgang

Linux ist ein Multi-User System. Für den Zugriff auf das System müssen Sie sich identifizieren: dieser Vorgang wird Login genannt.

Während der Installation haben Sie einen Superuser-Account mit dem Namen "root" angelegt. Schreiben Sie am Login-Prompt ``root'' und dann das Passwort (``Password:'').

Sie sind nun im root-Accoount eingelogged. Dieser Account besitzt alle Rechte für das gesamte System und ist daher ein Account zur Wartung des Systems, nicht zur täglichen Arbeit geeignet! Sie sollten daher einen weiteren Benutzer-Account für sich selbst einrichten. Schreiben Sie:

adduser login_name

wobei login_name von Ihnen ausgesucht wird (anders als root). Das Passwort für diesen Account legen Sie fest mit:

passwd login_name

Nach dem Erstellen dieses neuen Accounts melden Sie sich als root ab (Befehl "exit") und als neuer Benutzer wieder an (mit dem eben erstellten login-Namen).

Sollten Sie einmal als nicht-privilegierter Benutzer die gesamten Rechte auf der Maschine benötigen, benutzen Sie den Befehl ``su'', der Ihnen eine Kommandozeile als root zur Verfügung stellt (natürlich müssen Sie das Passwort für root eingeben). Sie können auch den Dateimanager im SUperuser-Modus benutzen: » K «-Menu–>System–>Datei Manager (super-user mode).

Richten Sie einen neuen Account für jede Person ein, die Ihren Computer benutzen kann (Ihre Arbeitskollegen, Familienmitglieder, Ihre Katze...) aber geben Sie ihnen nicht das root-Passwort.

Linux ist im Gegensatz zu anderen, viel teureren Betriebssystemen ein echtes Multi-User-System: Nutzen Sie das aus!

Beenden

Es gibt viele Möglichkeiten, Ihr Linux System zu beenden. Das Ausschalten Ihres Computers gehört allerdings nicht dazu! Wie viele andere Betriebssysteme macht auch Linux regen Gebrauch des Cache-Speichers um die Input/Output-Prozesse zu beschleunigen (hauptsächlich bei Zugriffen auf die Festplatten oder Disketten). Daher können Sie nie sicherstellen, daß alle Daten, die Sie auf die Platten sichern wollten, tatsächlich gesichert wurden.

Also müssen Sie Ihr System ordnungsgemäß verlassen. Dazu stehen Ihnen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung:

  1. Schreiben Sie einfach ``/sbin/halt'' (oder nur ``halt'') und warten Sie mit dem Ausschalten Ihres Computers bis die Meldung ``system halted'' erscheint.
  2. Eine schnellere Version der eben genannten Lösung ist das gleichzeitige Drücken der Tasten Ctrl+Alt+Del (wie in DOS). Das System fährt dann ordnungsgemäß alle Geräte herunter und startet neu. Beim Anfang des Neustarts können Sie dann gefahrlos den Hauptschalter drücken.
  3. Beim Benutzen des KDM klicken Sie auf die Schaltfläche ``Beenden'' und wählen dann entweder ``Herunterfahren'' oder ``Neustart''. Wie in 1 und 2 warten Sie auf das System ehe Sie Ihren Computer ausschalten. Diese Methode können Sie im ``KDE Kontrollzentrum'' (» K « menu) deaktivieren.

Was passiert, wenn Sie den Strom abschalten oder die Stromversorgung aussetzt? Linux startet neu und prüft alle Laufwerke auf Fehler im Dateisystem. Dieser Prozess nennt sich ``fsck'' und kann mehrere Minuten dauern. Anschließend fährt das System sauber hoch.

Linux Shells

Nach dem Anmelden bei Ihrem Computer sehen Sie einen Prompt mit dem Zeichen $ (von hier an steht dieses Zeichen für einen Prompt). Das Programm, das hier Ihre Eingaben erwartet ist die Shell, der Überbringer Ihrer Befehle an den Linux Kernel.

Eine kurze Beschreibung der verschiedenen Linux-Shells:

Als Standard ist die ``Bash'' (Bourne Again Shell) eingestellt. Schreiben Sie:

echo $SHELL

und finden Sie heraus, welche Shell Sie benutzen.

Beachten Sie, daß jede Shell ihre eigene Syntax hat. Wir raten Ihnen, die Bash-Shell zu benutzen, da sie sowohl einfach als auch leistungsfähig ist. Unter Linux-Mandrake ist sie als Standard eingestellt.

Sie wird auch hier in den Beispielen benutzt.

Der Gebrauch der Bash-Shell

Obwohl die Shell Sie zuerst an eine DOS-Oberfläche erinnert, wurde doch viel getan, die Eingabe der Befehle zu vereinfachen. Ein paar der nützlichen Kürzel sind:

Trennen Sie mehrere Befehle in derselben Zeile durch ein Semikolon. Mit den Pfeiltasten (auf und ab) bewegen Sie sich durch den Befehlsspeicher. Einen bestimmten Befehl erreichen Sie ohne den Befehlsspeicher durchsuchen zu müssen. Schreiben Sie:

history

Eine numerierte Liste der Befehle im Speicher wird angezeigt. Einen Befehl daraus starten Sie mit der Eingabe von:

! Nummer_des_Befehls

Mit der Eingabe von:

!!

wiederholen Sie den letzten Befehl.

Unter Linux sind die Befehlsnamen und Programmnamen oft sehr lang. Glücklicherweise unterstützt die Bash die automatische Vervollständigung von Befehlen oder Namen, d.h., nach der Eingabe einiger Buchstaben drücken Sie die Tab-Taste und der Name oder Befehl wird ausgeschrieben.

Stellen Sie sich z.B. vor, Sie wollen den Entpacker bunzip2[20] benutzen. Geben Sie:

bu

ein und drücken Sie die Tab-Taste.

Es passiert nichts, da es mehrere Möglichkeiten der Vervollständigung gibt. Drücken Sie nochmals die Tab-Taste und Sie erhalten von der Bash alle Namen, die mit bu beginnen. Hier erhalten Sie z.B.:

bu
buildhash  builtin    bunzip2

Schreiben Sie n (weil ``bunzip'' hier der einzige Name ist, der ein n an dritter Stelle hat) und drücken Sie Tab. Die Shell schreibt den Namen aus und alles was noch zu tun ist, ist das Drücken der Enter-Taste!

Alle Befehle, die wir hier beschreiben, können sowohl in der Konsole als auch in einem Fenster im grafischen Modus (xterm) eingegeben werden.

Der Befehl ``su''

Er befähigt Sie aus einem Benutzer-Account in den root-Account zu wechseln. Nach der Eingabe von ``su'' fragt die Shell nach dem Passwort für root. Geben Sie es ein und drücken Sie die Enter-Taste: jetzt befinden Sie sich im root-Account. Mit exit oder Ctrl+D gelangen Sie wieder zurück in den Ausgangs-Account.

Der Befehl ``cd''

Dieser Befehl ermöglicht das Wechseln in ein anderes Verzeichnis (cd für \emph{change directory}). Er kann sowohl absolute wie auch relative Pfadangaben verarbeiten. Sie sind z.B. in Ihrem persönlichen Verzeichnis und wollen in das Unterverzeichnis docs/ wechseln. Schreiben Sie (relativer Pfad):

cd docs/

Zum Verzeichnis /usr/bin gelangen Sie mit (absoluter Pfad):

cd /usr/bin/

Einige praktische Optionen dieses Befehls sind:

Der Befehl ``ls''

``ls'' (für \emph{list}) zeigt eine Liste der Dateien im aktuellen Verzeichnis an. Es werden hauptsächlich zwei Optionen genutzt: "-a" um versteckte Dateien anzuzeigen und "-l" um eine ausführliche Auskunft über die Dateien zu bekommen. Sie können auch einen Verzeichnisnamen als Parameter angeben, z.B.:

ls -al /usr/X11R6/bin/

Schreiben Sie:

man ls

zur Anzeige aller verfügbaren Optionen des Befehls ls.

Der Befehl ``rm''

Damit wird eine Datei gelöscht.
WARNUNG : Wenn eine Datei gelöscht wurde gibt es keine Möglichkeit der Wiederherstellung!

Syntax :

rm datei_name

Der Befehl akzeptiert Platzhalter. Die häufig verwendeten Optionen sind: -i, wobei vor dem Löschen einer Datei eine Bestätigung verlangt wird, und -r zum rkursiven Löschen von Dateieninnerhalb eines Verzeichnisses.

Beispiel:

rm -i  /html/*.html

löscht alle HTML-Dateien des Unterverzeichnisses html in Ihrem persönlichen Verzeichnis.

Die Befehle ``mkdir'' und ``rmdir''

Mit ``mkdir'' wird ein Verzeichnis angelegt, wohingegen mit ``rmdir'' einleeres Verzeichnis gelöscht werden kannn.
Syntax :

mkdir verzeichnis_name
rmdir verzeichnis_name

Der Befehl ``rmdir'' wird oft durch ``rm -rf'' ersetzt, womit ein nicht leeres Verzeichnis gelöscht wird. Mit Vorsicht zu benutzen!

Die Befehle ``more''/''less''

Mit ``more'' können Sie einen Text Seite für Seite auf der Konsole lesen. Sehr nützlich zum Anschauen einer Datei ohne sie zu verändern.

Syntax:

more name_der_text_datei

Mit q wird der Prozess beendet.

Der Befehl ``less'' (der Name wurde wohl als Gegensatz zu more gewählt) bietet die Möglichkeit, sich mit den Pfeiltasten im Text vor- und zurück zu bewegen.

Der Befehl ``grep''

Dieser Befehl, für den es eine große Menge von Optionen gibt, durchsucht eine Datei nach einer Zeichenkette.
Syntax :

grep zeichenkette   datei

Der Befehl ``ps''

Es wird eine Liste all Ihrer laufenden Prozesse gezeigt, wobei die Spalte Command den Namen des Prozesses und die Spalte PID dessen Nummer zeigt (die Nummer, die man braucht um mit dem Befehl ``kill'' einen Prozess zu beenden).
Syntax :

ps optionen

Die Option u zeigt mehr Informationen an und die Option ax zeigt auch Prozesse, die nicht von Ihnen sondern z.B. zur Startzeit gestartet wurden.

Der Befehl ``kill''

Wenn ein Programm nicht mehr reagiert benutzen Sie diesen Befehl um es zu beenden.
Syntax :

kill PID_nummer

Tatsächlich schickt der Befehl eine Meldung an das bewusste Programm mit der Anweisung, sich selbst zu beenden. Manchmal müssen Sie bei einem nicht reagierenden Programm die Option ``kill -9'' benutzen. Die PID Nummer erfahren Sie durch den Befehl ``ps''.
Beispiel:

kill -9  354

Der Befehl ``tar''

Der Befehl tar wird benutzt um ein Unix Archiv anzulegen oder zu bearbeiten. Um z.B. alle Dateien im Verzeichnis rep/ und seinen Unterverzeichnissen zu archivieren lautet die Syntax:

tar -c rep/ > rep.tar

Das entstandene Archiv kann dann mit gzip oder bzip2 komprimiert werden:

gzip rep.tar

Ein Archiv wird ausgepackt mit:

tar -xvf archive.tar

In unserem Beispiel:

tar -xvf rep.tar

oder

tar -xvfz rep.tar.gz

(wenn das Archiv vorher mit gzip komprimiert wurde)

Alle Optionen für den Befehl ``tar'' (eine Menge!) erhalten Sie mit:

man tar

Benutzung des Multitaskings unter Linux

Linux ist ein Multitasking-System und Sie wollen natürlich davon profitieren (indem Sie, zum Beispiel, ein Programm kompilieren während Sie im Web surfen). Das können Sie auf zwei Arten erreichen.

Die erste Methode besteht darin, das Programm im Hintergrund zu starten. Dazu müssen Sie nur ein "&" hinter den Programmnamen setzen. Danach haben Sie die Shell wieder für andere Befehle zur Verfügung. Sie müssen allerdings darauf achten, daß manche Programme interaktiv sind. Daher wird nichts passieren solange sie im Hintergund laufen. So bringen Sie ein im Hintergrund gestartetes Programm wieder in den Vordergrund:

fg program_name

Bei der zweiten Methode starten Sie verschiedene unabhängige Sitzungen. Im Grafikmodus öffnen Sie einfach ein weiteres Xterm oder einen weiteren Terminal-Emulator (xterm, kvt...). Im Textmodus drücken Sie "Alt" und eine der Funktionstasten "F1" bis "F6" gleichzeitig und erhalten einen neuen Login Schirm für eine weitere Sitzung. Diese Methode können Sie auch verwenden, wenn Ihre aktuelle Konsole nicht mehr reagiert und Sie ein eingefrorenes Programm beenden müssen. Das ist der Grund warum der Gebrauch des Resetknopfes unter Linux sehr selten ist!

Unter X öffnen Sie andere Konsolen mit den Tastenkombinationen Ctrl+Alt+F1, Ctrl+Alt+F2, usw. Zu X zurück kommen Sie dann mit Alt+F7.

Umleitung der Ausgabe

Man will oft die Ausgabe eines Programms aufzeichnen um sie dann zu bearbeiten. Das nennt man ``Umleitung der Ausgabe''.

So leiten Sie z.B. die Ausgabe des Befehls ``ls /bin'' in die Datei ``lsbin'':

ls /bin  >   /lsbin

Falls schon eine Datei lsbin.txt existiert wird deren Inhalt überschrieben. Um das zu vermeiden, verwenden Sie –>\textcompwordmark–> anstatt –> (das hängt die Ausgabe von "ls" an das Ende von lsbin.txt an).

Normalerweise läuft der Inhalt einer Datei oder eines Verzeichnisses zu schnell über den Schirm um ihn lesen zu können. Eine Lösung dieses Problems besteht darin, die Ausgabe eines Befehls zu speichern und diese dann mit dem Tool "more" zu lesen (more[21] ist ein Tool das den Text seitenweise anzeigt). Also geben Sie ein:

ls /bin >  /lsbin
more  /lsbin

Linux benutzt eine elegantere Art durch die Verwendung von Pipes (Befehlsverkettungen). Mittels Pipes schicken Sie die Ausgabe eines Befehls zur Eingabe eines anderen Befehls. Das Resultat:

ls /bin | more oder ls /bin | less

Hier wird die Ausgabe von ``ls'' dem Befehl ``more'' (oder zu ``less'') zur Bearbeitung übergeben.

Sie können zur Lösung komplexer Vorgänge mehrere Pipes verbinden.

Verstehen der Prozesse

Ein Prozess ist ein unabhängiges Programm. Wenn Sie zum Beispiel den Netscape Navigator verwenden wird ein Netscape Prozess gestartet. Dieses Prinzip ist sehr wichtig in Unix Systemen.

Der erste Prozess, der gestartet wird ist init. Eine seiner Aufgaben ist das Mounten der Dateisysteme und das Starten von getty auf jeder Konsole (getty ist der Prozess, der die Login-Prozedur durchführt).

Mit dem Befehl ``ps'' können Sie sich die laufenden Prozesse ansehen, die von Ihnen gestartet wurden.


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