1.2.6 Besondere rhythmische Fragen


Verzierungen

Verzierungen sind ausgeschriebene Verzierungen. Sie werden in einer kleineren Schriftgröße gesetzt und nehmen keine logische Zeit im Takt ein.

c4 \grace c16 c4
\grace { c16[ d16] } c2

[image of music]

LilyPond hat auch Unterstützung für zwei besondere Verzierungen, den Vorschlag und den Vorhalt. Der Vorschlag wird durch eine verkleinerte Note mit Schrägstrich und Bogen notiert. Der Vorhalt dagegen ist eine Verzierung, die einen bestimmten Notenwert der Hauptnote für sich beansprucht. Er wird als verkleinerte Note ohne Schrägstrich notiert.

\grace c8 b4
\acciaccatura d8 c4
\appoggiatura e8 d4
\acciaccatura { g16[ f] } e4

[image of music]

Die Position von Verzierungen ist zwischen Notensystemen synchronisiert. Im nächsten Beispiel stehen im einen System zwei 16-Noten für jede 8-Note des zweiten Systems:

<< \new Staff { e2 \grace { c16[ d e f] } e2 }
   \new Staff { c2 \grace { g8[ b] } c2 } >>

[image of music]

Wenn Sie eine Note mit einer Verzierung abschließen wollen, müssen Sie den \afterGrace-Befehl benutzen. Er benötigt zwei Argumente: die Hauptnote und die Verzierung, die nach der Hauptnote folgen soll:

c1 \afterGrace d1 { c16[ d] } c1

[image of music]

Damit wird die Verzierung mit einem Abstand von der Hauptnote gesetzt, der 3/4 der Dauer der Hauptnote entspricht. Dieser Standard kann durch Definition von afterGraceFraction verändert werden. Das nächste Beispiel zeigt, wie sich der Abstand verändert, wenn der Wert 3/4, 15/16 und 1/2 der Hauptnote beträgt.

<<
  \new Staff {
    c1 \afterGrace d1 { c16[ d] } c1
  }
  \new Staff {
    #(define afterGraceFraction (cons 15 16))
    c1 \afterGrace d1 { c16[ d] } c1
  }
  \new Staff {
    #(define afterGraceFraction (cons 1 2))
    c1 \afterGrace d1 { c16[ d] } c1
  }
>>

[image of music]

Der Abstand zwischen der Hauptnote und der Verzierung kann auch mit unsichtbaren Noten beeinflusst werden. Im nächsten Beispiel wird die Verzierung mit einem Abstand von 7/8 zur Hauptnote gesetzt.

\new Voice {
  << { d1^\trill_( }
     { s2 s4. \grace { c16[ d] } } >>
  c1)
}

[image of music]

Ein \grace-Notenabschnitt wird nach besonderen Satzregeln gesetzt, um z. B. kleinere Noten zu benutzen und die Richtung der Hälse einzustellen. Veränderungen am Layout müssen also innerhalb des Verzierungsausdrucks gesetzt werden, damit sie auch eine Auswirkung haben. Die Veränderungen müssen auch innerhalb des Verzierungsausdrucks rückgängig gemacht werden. In diesem Fall wird die Richtung der Hälse geändert und dann wieder der Standard eingestellt:

\new Voice {
  \acciaccatura {
    \stemDown
    f16->
    \stemNeutral
  }
  g4 e c2
}

[image of music]

Ausgewählte Schnipsel

The slash through the stem found in acciaccaturas can be applied in other situations:

\relative c'' {
  \override Stem #'stroke-style = #"grace"
  c8( d2) e8( f4)
}

[image of music]

The layout of grace expressions can be changed throughout the music using the function add-grace-property. The following example undefines the Stem direction for this grace, so that stems do not always point up.

\relative c'' {
  \new Staff {
    #(add-grace-property 'Voice 'Stem 'direction ly:stem::calc-direction)
    #(remove-grace-property 'Voice 'Stem 'direction)
    \new Voice {
       \acciaccatura { f16 } g4
       \grace { d16[ e] } f4
       \appoggiatura { a,32[ b c d] } e2
    }
  }
}

[image of music]

Another option is to change the variables startGraceMusic, stopGraceMusic, startAcciaccaturaMusic, stopAcciaccaturaMusic, startAppoggiaturaMusic, stopAppoggiaturaMusic. The default values of these can be seen in the file ly/grace-init.ly. By redefining them other effects may be obtained.

Grace notes may be forced to align with regular notes in other staves:

\relative c'' {
  <<
    \override Score.SpacingSpanner #'strict-grace-spacing = ##t
    \new Staff {
      c4
      \afterGrace c4 { c16[ c8 c16] }
      c4 r
    }
    \new Staff {
      c16 c c c c c c c c4 r
    }
  >>
}

[image of music]

Siehe auch

Glossar: Verzierungen, Vorschlag, Vorhalt.

Installierte Dateien: ‘ly/grace-init.ly’.

Schnipsel: Rhythmus.

Referenz der Interna: GraceMusic.

Bekannte Probleme und Warnungen

Eine Partitur, die mit einem \grace-Ausdruck beginnt, benötigt eine explizit gesetzte neue Stimme (\new Voice), sonst werden Hauptnote und Verzierung auf verschiedenen Systemen gesetzt.

Ein Vorschlag (acciaccatura) mit mehreren Noten und Balken wird ohne den Schrägstrich gesetzt und sieht einem Vorhalt (appoggiatura) sehr ähnlich.

Die Synchronisation von Verzierungen kann auch zu Überraschungen führen. Auch andere Symbole der Systeme, wie Vorzeichen, Taktlinien usw., werden synchronisiert. Vorsicht ist geboten, wenn nur in bestimmten Systemen Verzierungen vorkommen:

<< \new Staff { e4 \bar "|:" \grace c16 d4 }
   \new Staff { c4 \bar "|:" d4 } >>

[image of music]

Dem kann abgeholfen werden, indem unsichtbare Verzierungsnoten der selben Länge in die anderen Systeme gesetzt werden. Im obigen Beispiel müsste also

<< \new Staff { e4 \bar "|:" \grace c16 d4 }
   \new Staff { c4 \bar "|:" \grace s16 d4 } >>

[image of music]

gesetzt werden.

Verzierungsabschnitte sollten nur innerhalb von sequentiellen musikalischen Ausdrücken benützt werden. Wenn sie ineinandergeschachtelt werden, kann es zu Fehlermeldungen oder Abstürzen kommen.


An Kadenzen ausrichten

In Orchesterpartituren stellen Kadenzen ein besonderes Problem dar: Wenn in der Partitur ein Instrument eine Kadenz spielt, die notiert wird, müssen die anderen Stimmen genau die entsprechende Anzahl Noten überspringen, damit sie nicht zu früh oder zu spät einsetzen.

Eine Lösung ist es, die Funktionen mmrest-of-length oder skip-of-length zu benutzen. Diese Scheme-Funktionen brauchen einen definierten Notenabschnitt (eine Variable) als Argument und produzieren entweder Ganztaktpausen oder leere Takte, die genauso lang sind wie der Notenabschnitt.

MeineKadenz = \relative c' {
  c4 d8 e f g g4
  f2 g4 g
}

\new GrandStaff <<
  \new Staff {
    \MeineKadenz c'1
    \MeineKadenz c'1
  }
  \new Staff {
    #(ly:export (mmrest-of-length MeineKadenz))
    c'1
    #(ly:export (skip-of-length MeineKadenz))
    c'1
  }
>>

[image of music]

Siehe auch

Glossar: Kadenz.

Schnipsel: Rhythmus.


Verwaltung der Zeiteinheiten

Die Zeit in einer Partitur wird vom Timing_translator verwaltet, der sich in den Standardeinstellungen im Score-Kontext befindet. Eine Parallelbezeichnung, Timing, wird dem Kontext hinzugefügt, in dem sich Timing_translator befindet.

Die folgenden Eigenschaften von Timing werden eingesetzt, um die Zeit in Partituren zu verwalten.

currentBarNumber (aktuelle Taktnummer)

Die gerade aktuelle Taktzahl. Für ein Beispiel, das die Benutzung dieser Eigenschaft zeigt, siehe Taktzahlen.

measureLength (Taktlänge)

Die Länge der Takte mit der aktuellen Taktart. In einem 4/4-Takt ist sie 1, in einem 6/8-Takt 3/4. Dieser Wert bestimmt, wann eine Taktlinie gezogen wird und wie automatische Balken erstellt werden sollen.

measurePosition (Taktposition)

Der Schlag im Takt zum aktuellen Moment. Dieser Wert wird zurückgesetzt, indem measureLength (die Taktlänge) abgezogen wird, wenn der Wert von measureLength erreicht oder überschritten wird. Wenn das passiert, wird der Zähler currentBarNumber (aktuelle Taktnummer) erhöht.

timing (Zeitberechnung)

Wenn auf wahr gesetzt, werden die oben genannten Variablen zu jedem Zeitpunkt aktualisiert. Wenn auf falsch gesetzt, bleibt der Engraver unendlich lange im aktuellen Takt.

Zeitverwaltung kann geändert werden, indem man diese Variablen direkt beeinflusst. Im nächsten Beispiel wird die normale Taktart mit 4/4 angegeben, aber measureLength wird auf 5/4 gesetzt. An der Stelle 4/8 des dritten Taktes wird die Taktposition (measurePosition) um 1/8 auf 5/8 erhöht, so dass der Takt im Ergebnis 1/8 kürzer ist. Die nächste Taktlinie wird dann auch bei 9/8 gezogen und nicht bei 5/4.

\set Score.measureLength = #(ly:make-moment 5 4)
c1 c4
c1 c4
c4 c4
\set Score.measurePosition = #(ly:make-moment 5 8)
b4 b4 b8
c4 c1

[image of music]

Wie das Beispiel zeigt, erstellt ly:make-moment n m die Dauer Zähler/Nenner einer ganzen Note. Zum Beispiel heißt ly:make-moment 1 8 die Dauer einer Achtelnote, und ly:make-moment 7 16 die Dauer von sieben Sechszehntelnoten.

Siehe auch

Notationsreferenz: Taktzahlen, Musik ohne Metrum

Schnipsel: Rhythmus.

Referenz der Interna: Timing_translator, Score


Andere Sprachen: English, français, español.

Notation Reference