3.1.4 Über die Nicht-Schachtelung von Klammern und Bindebögen
Sie haben bisher zahlreiche verschiedene Arten von Klammern beim Schreiben von Musik mit LilyPond kennengelernt. Diese folgen verschiedenen Regeln, die zu Beginn vielleicht verwirrend wirken. Bevor die genauen Regeln vorgestellt werden, wollen wir die diversen Klammerarten kurz rekapitulieren:
Klammerart | Funktion |
---|---|
| Umschließt ein sequenzielles Musiksegment |
| Umschließt die Noten eines Akkords |
| Umschließt parallele Musikausdrücke |
| Markiert den Beginn und das Ende eines Haltebogens |
| Markiert den Beginn und das Ende eines Phasierungsbogens |
| Markiert den Beginn und das Ende eines manuell erzeugten Balkens |
Zusätzlich sollten vielleicht noch einige weiter Konstruktionen
erwähnt werden, die Noten auf irgendeine Art und Weise verbinden:
Haltebögen (durch eine Tilde ~
markiert),
Triolen (als \times x/y {..}
geschrieben) und
Vorschlagnoten (als \grace{..}
notiert).
Außerhalb von LilyPond fordert die übliche Benutzung von
Klammern, dass die entsprechenden Arten korrekt verschachtelt
werden, wie z.B. in << [ { ( .. ) } ] >>
. Die
schließenden Klammern kommen dabei in der umgekehrten Reihenfolge
wie die öffnenden Klammern vor. Dies ist auch in LilyPond
ein Muss für die drei Klammerarten, die in obiger
Tabelle mit dem Wort ‚Umschließt‘ beschrieben werden – sie
müssen korrekt geschachtelt werden.
Die restlichen Klammerarten (durch ‚Markiert‘ beschrieben),
die Haltebögen und die Triolen brauchen jedoch mit den
anderen Klammerarten nicht unbedingt korrekt
geschachtelt werden. Tatsächlich sind sie auch keine Klammern
in dem Sinn, dass sie etwas umschließen, sondern viel mehr
Indikatoren, an welcher Stelle ein bestimmtes musikalisches
Objekt beginnt oder endet.
So kann also z.B. einen Phrasierungsbogen vor einem manuellen Balken beginn, jedoch schon vor dem Ende des Balkens enden. Dies mag zwar musikalisch wenig Sinn ergeben, ist aber in LilyPond auch möglich:
{ g8\( a b[ c b\) a] }
Im Allgemeinen können die verschiedenen Klammerarten, Haltebögen, Triolen und Vorschlagnoten beliebig kombiniert werden. Das folgende Beispiel zeigt einen Balken, der in eine Triole reicht (Zeile 1), eine Bindebogen, der ebenfalls in eine Triole reicht (Zeile 2), einen Balken und einen Bindeboden in eine Triole, ein Haltebogen, der über zwei Triolen läuft, sowie einen Phrasierungsbogen, der in einer Triole beginnt (Zeilen 3 und 4).
{ r16[ g16 \times 2/3 {r16 e'8] } g16( a \times 2/3 {b d) e' } g8[( a \times 2/3 {b d') e'~]} \times 4/5 {e'32\( a b d' e'} a'4.\) }