Wiederbelebung eines eingefrorenen Systems

Zusammenfassung

Wenn Ihr System „einfriert“, dann erkennen Sie das daran, dass Ihr Rechner auf keinerlei Befehle mehr reagiert und Eingabegeräte wie Tastatur und Maus blockiert erscheinen. Dies kommt im schlimmsten Fall vor und könnte bedeuten, dass Sie einen sehr schwerwiegenden Fehler entweder in Ihrer Konfiguration oder in Ihrer Hard- oder Software haben. Im folgenden geben wir Ihnen einige Hinweise, wie Sie mit dieser Situation umgehen können.

Falls Ihr System mal auf keine Eingaben mehr zu reagieren scheint, sollte Ihre Hauptpriorität darin liegen, es sauber herunterfahren zu können. Gehen wir also einmal davon aus, dass Sie sich unter X befinden. Falls dies der Fall ist, dann versuchen Sie bitte die folgenden Schritte in der hier angegebenen Reihenfolge:

  1. Versuchen Sie, den X-Server über das simultane Drücken der Tastenkombination Strg-Alt-Rücktastezu stoppen.

  2. Versuchen Sie, mittels Strg-Alt-Fn auf eine Textkonsole zu wechseln (wobei n die Konsolen 1 - 6 bezeichnet). Sollte Ihnen das gelingen, melden Sie sich als root an und geben den Befehl kill -15 $(pidof X) oder kill -9 $(pidof X) ein, falls der erste keinen Effekt zu haben scheint (prüfen Sie mit dem Befehl top nach, ob X immer noch läuft).

  3. Sollten Sie sich in einem lokalen Netzwerk befinden, so versuchen Sie, sich mittels ssh von einem anderen Rechner mit Ihrem zu verbinden. Wir raten Ihnen, die ssh-Verbindung als unprivilegierter Benutzer aufzubauen und sobald dies gelingt, sich mittels su als root zu authentifizieren.

  4. Sollte keiner dieser Schritte bislang irgendeinen Erfolg gehabt haben, versuchen Sie als nächstes eine Sequenz von Systemabfragen („SysRq“ für „System Request“). Die „System Request“-Sequenz beinhaltet das gleichzeitige Drücken verschiedener Dreitastenkombination: die Alt Taste, die SysRq Taste (bei einigen älteren Tastaturen kann diese Taste auch noch mit PrintScreen beschriftet sein) sowie einer Buchstabentaste.

    1. Alt-SysRq-r versetzt die Tastatur in den „raw“-Modus. Versuchen Sie als nächstes erneut Strg-Alt-Rücktaste, um X zu beenden. Sollte dies immer noch nicht funktionieren, machen Sie mit den folgenden Tastenkombinationen weiter.

    2. Alt-SysRq-s versucht, alle ungesicherten Daten auf die Festplatte zu speichern (die Festplatte zu „synchronisieren“).

    3. Alt-SysRq-e sendet ein „Beenden“-Signal an alle Prozesse, mit Ausnahme von init.

    4. Alt-SysRq-i sendet das Signal 9 (KILL, englisch für „Töten“) an alle Prozesse, mit Ausnahme von init.

    5. Alt-SysRq-u versucht, alle eingehängten Dateisysteme erneut im Nur-Lesen-Modus in den Verzeichnisbaum zu hängen. Außerdem wird das „dirty flag“ entfernt und Sie müssen keine automatische Überprüfung Ihrer Dateisysteme während des nächsten Neustarts durchlaufen.

    6. Alt-SysRq-b startet das System neu. Genausogut können Sie jetzt auch den „Reset“-Knopf an Ihrem Rechner drücken.

    [Note]Anmerkung

    Denken Sie daran, dass es sich hierbei um eine Reihenfolge von Tastenkombinationen handelt, die Sie nacheinander drücken müssen: Raw, Sync, tErm, kIll, Umount, reBoot[19]. Sie können mehr über diese Funktion in der Datei /usr/src/linux/Documentation/sysrq.txt nachlesen.

  5. Sollte all das oben Erwähnte Ihnen nicht weiterhelfen, drücken Sie fest Ihre Daumen und anschließend den „Reset“-Knopf Ihres Rechners. Wenn Sie Glück haben, führt GNU/Linux nur eine Überprüfung Ihrer Dateisysteme während des Startvorgangs durch.

Auf jeden Fall sollten Sie nach Möglichkeit versuchen, die Ursache dieser Systemabstürze herauszufinden, denn langfristig könnten diese bei gehäuftem Auftreten Ihrem Dateisystem erheblichen Schaden zufügen. Vielleicht sollten Sie in diesen Fällen auch die Verwendung eines journalisierenden Dateisystems in Erwägung ziehen (ext3 oder ReiserFS), das solche Fehlschläge glimpflicher behandelt. Für das Ersetzen des ext2FS Dateisystems durch ReiserFS müssen Sie jedoch Ihre Partitionen neu formatieren. Verwenden Sie z.B. den Befehl tune2fs -J /dev/hdaN um das Dateisystem der Nten Partition auf der ersten IDE-Platte von ext2FS auf ext3FS zu konvertieren.



[19] Als Eselsbrücke für „RSEIUB“: „Radiergummis Schmeißen Eingefleischte Italien-Urlauber Besser