Jede Festplatte ist in mehrere Partitionen unterteilt und jede davon enthält ein Dateisystem. Während Windows® jedem dieser Dateisysteme (aber nur den Systemen, die es erkennt!) einen Buchstaben zuteilt, besitzt GNU/Linux eine einzige Baumstruktur, in die jedes Dateisystem an einem Punkt eingehängt wird.
So ähnlich wie Windows® ein „Laufwerk C:“ benötigt, muss GNU/Linux das Wurzelverzeichnis (/) dieser Baumstruktur auf der Partition finden, die das Root Dateisystem enthält. Wenn einmal dieses System eingehängt ist, kann man weitere Dateisysteme in diese Baumstruktur an beliebigen Einhängepunkten einhängen. Jedes Verzeichnis unterhalb des Wurzelverzeichnisses kann als Einhängepunkt dienen und Sie können sogar das gleiche Dateisystem mehrere Male an verschiedenen Punkten einhängen.
Dadurch erhalten Sie eine große Flexibilität in Ihrer Konfiguration. Wenn Sie beispielsweise einen Webserver aufsetzen, können Sie dem Verzeichnis mit den Webserver-Daten eine ganze Partition zuteilen. Das Verzeichnis, das normalerweise diese Daten enthält, also /var/www, dient in diesem Fall als Einhängepunkt für diese Partition. Wenn Sie eine große Menge an Daten aus dem Internet herunterladen wollen ist etwa eine eigene große Partition für das Verzeichnis /home von Vorteil. Sie sehen in Abbildung 8.1, „Vor dem Einhängen des Dateisystems“ und Abbildung 8.2, „Jetzt ist das Dateisystem eingehängt“ wie das System vor und nach dem Einhängen des Dateisystems aussieht.
Das bietet natürlich eine Menge Vorteile: die Baumstruktur bleibt immer erhalten, egal, ob sie sich über ein Dateisystem oder über ein Dutzend Dateisysteme erstreckt. Diese Flexibilität erlaubt es Ihnen auch, einen wesentlichen Teil des Verzeichnisbaums bei Bedarf auf eine andere Partition zu verschieben und das ist genau das, was wir hier machen werden.
Zwei Dinge sollten Sie über Einhängepunkte wissen:
Das Verzeichnis, das als Einhängepunkt dienen soll, muss bereits vorhanden sein.
Und dieses Verzeichnis sollte besser leer sein: wenn ein Verzeichnis als Einhängepunkt bestimmt wird, das bereits Dateien und Unterverzeichnisse enthält, so werden diese Dateien und Unterverzeichnisse von dem neu eingehängten Dateisystem „verdeckt“. Die Dateien und Unterverzeichnisse werden nicht gelöscht, sie sind nur solange nicht erreichbar bis das eingehängte Dateisystem wieder ausgehängt wird.